Bluttaten by Etzold Veit | Beck Zoë | Thode Michael

Bluttaten by Etzold Veit | Beck Zoë | Thode Michael

Autor:Etzold, Veit | Beck, Zoë | Thode, Michael [Etzold, Veit | Beck, Zoë | Thode, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-1530-1
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2016-07-18T16:00:00+00:00


20.

Julia hörte das vertraute Miauen.

Sie öffnete die Tür und sah ihrer Katze in die Augen.

Was ungewöhnlich war, denn normalerweise befand sich die Katze nicht auf Augenhöhe mit ihr. Noch ungewöhnlicher waren die schwarzen Stiefel, die Julia kurz gesehen hatte, bevor ihr Blick instinktiv nach oben gehuscht war, sodass sie in die anklagenden Augen ihrer Katze geblickt hatte, die noch einmal miaute. Der Körper des Tieres wurde von zwei Händen umschlossen, die in schwarzen Handschuhen steckten. Der Mann, der die Katze hielt, trug eine schwarze Maske und eine Schweißerbrille. Das augenlose Gesicht starrte Julia ausdruckslos an.

Das Schlimmste aber war die Heckenschere, die der schwarze Mann an beiden Vorderpfoten der Katze angesetzt hatte.

»Ein Mucks«, sagte er, »und die Pfoten sind ab.«

Princess, dachte Julia und schauderte bei dem Bild, das vor ihrem inneren Auge erschien: zwei Vorderpfoten, die nur noch blutige Stümpfe waren. Nein! Der Schrei blieb Julia in der Kehle stecken, zwischen Rachen und Kehlkopf, wie ein Stein, den man weder schlucken noch herauswürgen kann. Sie merkte, wie ihr Tränen in die Augen schossen und ihr Magen sich so heftig verkrampfte, dass eine Explosion des Schmerzes durch ihren Körper raste. Der bittere Geschmack von Galle war in ihrem Mund.

»Lass mich rein«, sagte die gesichtslose Erscheinung.

Julia wich zurück, gab keinen Ton von sich, sah nur die Heckenschere, die schwarzen Handschuhe und die Pfoten der Katze.

Der Fremde schloss die Tür hinter sich und ließ das Tier fallen. Instinktiv bückte sich Julia, um Princess aufzufangen. Da traf sie der Ellbogen des Fremden mit schrecklicher Wucht an der Schläfe. Julia sank bewusstlos zu Boden.

Der Fremde packte die Katze und rammte ihr eine Spritze in den Rücken.

Ein klägliches Miauen, dann war Stille.

Aber das hörte Julia schon nicht mehr.

Der Mann schaute kurz auf den leblosen Körper der jungen Frau, der zu seinen Füßen lag. Dann blickte er ins Wohnzimmer, zum Computer. Er nahm ein Post-it, klebte es auf die Webcam des Laptops und zog sämtliche Kabel, die nach Mikrofonanschlüssen aussahen, aus dem Computer. Man wusste nie, wer wie online war. Und er wollte ungestört sein. Filmen würde er früh genug.

Sein Blick blieb kurz auf der Facebook-Seite haften. Das letzte Posting von Julia. Meine Katze ist wieder da.

Er schaute zurück in den Flur.

O ja.

Dann sah er den Schlüssel auf der Kommode. Jetzt musste er schnell sein. Rausgehen, die Sachen, die er brauchte, aus seinem Auto holen und wieder reinkommen. Und zwar so, dass niemand ihn sah.

Er gab dem Mädchen, das am Boden lag, ebenfalls eine Spritze und verschwand wie ein Schatten in der Nacht. Nach drei Minuten war er zurück in der Wohnung, mit zwei großen schwarzen Sporttaschen.

Wieder schaute er auf das bewusstlose Mädchen.

Dann begann er mit seinen Vorbereitungen.



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